{"id":3160,"date":"2017-09-12T09:43:00","date_gmt":"2017-09-12T09:43:00","guid":{"rendered":"http:\/\/dev.gc-hubbelrath.de\/?p=3160"},"modified":"2020-02-21T09:15:30","modified_gmt":"2020-02-21T09:15:30","slug":"gruener-gehts-nicht-2","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/gc-hubbelrath.de\/gruener-gehts-nicht-2\/","title":{"rendered":"Gr\u00fcner geht\u2019s nicht."},"content":{"rendered":"\t\t
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Der Golfclub Hubbelrath vereint Sport und Naturschutz. Auf seinem Areal wurden 140.000 B\u00e4ume und B\u00fcsche gepflanzt.<\/strong><\/p>

Am \u00f6stlichsten Zipfel der Stadt bl\u00fcht D\u00fcsseldorf noch mal richtig auf. F\u00fcr Golfspieler muss dieses sanft geschwungene Idyll ein Traumplatz sein. F\u00fcr den bedrohten Kammmolch auch. Und erst recht f\u00fcr den Eisvogel, die Schleiereule, den Dachs und ein paar tausend Insektenarten. Sie alle leben in friedlicher Nachbarschaft zum sportlich ambitionierten Menschen. Denn der Golfclub Hubbelrath gilt bundesweit als Pionier: Der amtierende Deutsche Meister pflegt die Kunst des Spagats, den Sport mit der Natur zu vers\u00f6hnen. Das hei\u00dft erst mal: Teilen. 50 Prozent exakt geschorene Fl\u00e4chen, auf denen die Grashalme f\u00fcr den Golf strammstehen, 50 Prozent Flora und Fauna der wilden Art. Gr\u00fcner geht\u2019s nicht.<\/p>

Dieses St\u00fcck Naturgeschichte besteht aus vielen Kapiteln. Das erste wurde vor \u00fcber 50 Jahren geschrieben, als die Verwandlung einer riesigen, \u00f6den Ackerfl\u00e4che begann. Auf alten Luftaufnahmen ist zu sehen, dass damals kaum ein Baum die Felder \u00fcberragte, bis auf ein kleines W\u00e4ldchen mit \u00fcber 100 Jahre alten Buchen \u2013 ein D\u00fcsseldorfer Naturdenkmal. Exakt dort steht jetzt Gerd W. Th\u00f6rner, r\u00fcckt den zerbeulten Strohhut zurecht und blickt in die Ferne. Was ihm nicht schwer f\u00e4llt, denn er steht am h\u00f6chsten Punkt D\u00fcsseldorfs, exakt 166 Meter \u00fcber dem fernen Meeresspiegel. Die Luft ist klar und frisch, \u201ehier ist es immer ein paar Grad k\u00fchler als in der Stadt\u201c. Der 73-J\u00e4hrige ist Mitglied des Golfclubs seit Studententagen, war lange im Vorstand, wurde dann zum Ehrenmitglied ernannt \u2013 mit gutem Grund. Denn Th\u00f6rner ist der Mann f\u00fcrs Gr\u00fcne.<\/p>\t\t\t\t\t\t<\/div>\n\t\t\t\t<\/div>\n\t\t\t\t

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Einige der besten Golfspielerinnen Deutschlands beim Training<\/figcaption>\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t<\/figure>\n\t\t\t\t\t\t\t<\/div>\n\t\t\t\t<\/div>\n\t\t\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t\t\t\t
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Gerd W. Th\u00f6rner vor einer Linde, die er selbst gepflanzt hat<\/figcaption>\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t<\/figure>\n\t\t\t\t\t\t\t<\/div>\n\t\t\t\t<\/div>\n\t\t\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t\t\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/section>\n\t\t\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t\t\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/section>\n\t\t\t\t
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Er ist einer, der in Kindertagen Gr\u00e4ser zwischen Buchseiten presste, der eigentlich Biologie studieren wollte, sich dann doch f\u00fcr Medizin entschied und erfolgreicher Neurologe wurde. W\u00e4hrend all dieser Jahre blieb die Natur sein Lebensthema. Und der Golfclub Hubbelrath eine Art Experimentierfeld: \u201eWir haben hier 140.000 B\u00e4ume und B\u00fcsche gepflanzt.\u201c Beeindruckende Zahlen, sichtbare Ergebnisse. Von der Clubhausterrasse, auf der gerade einem Tisch mit fr\u00f6hlicher Golfjugend S\u00fclze mit Bratkartoffeln serviert wird, schweift der Blick weit \u00fcber eine W\u00e4ldchen-Teich-Wiesen- Landschaft \u2013 die komplette Gr\u00fcnpalette wie aus dem Tuschkasten, dazwischen bunte Tupfer: reife Pflaumen, Wildblumen. Wer bisher glaubte, Golfclubs seien Orte, an denen der \u00f6kologische Wildwuchs kein Platzrecht hat, kann nun getrost eine \u00dcbung gegen Vorurteile einlegen.\u00a0<\/p>

Oder Experten fragen. \u201eDer Golfplatz Hubbelrath ist das artenreichste Biotop der Stadt\u201c, best\u00e4tigt Tobias Krause, Experte f\u00fcr den Artenschutz beim Gartenamt und von Berufs wegen h\u00e4ufig auf dem Gel\u00e4nde unterwegs. Soeben sieht er ziemlich gl\u00fccklich aus, was daran liegt, dass er ein Blutstr\u00f6pfchen fotografiert fotografiert hat, einen Schmetterling mit roten Punkten auf den blauen Fl\u00fcgeln. \u201eSehr selten.\u201c Aber woher wei\u00df er, wie viele Exemplare einer Art auf diesem Gel\u00e4nde leben, das gr\u00f6\u00dfer ist als 150 Fu\u00dfballpl\u00e4tze? Und \u00fcberhaupt: Wie z\u00e4hlt man Falter?\u00a0<\/p>

\u201eNun, es gibt heute ganz andere Methoden als noch vor 30 Jahren\u201c, so Krause. Da werden m\u00e4nnliche Schmetterlinge mit den Duftstoffen der Weibchen (im Labor gemixt, trotzdem wirksam) angelockt. \u201eSind in einer Stunde 20 Exemplare sichtbar, l\u00e4sst sich das hochrechnen.\u201c Andere Insekten reagieren buchst\u00e4blich wie Motten aufs Licht und umschwirren nachts UV-Lampen. Und K\u00e4fer lassen sich mit einem gr\u00fcnen Punkt auf ihrem Panzer markieren \u2013 und z\u00e4hlen. Der Rest ist Sch\u00e4tzung.\u00a0<\/p>\t\t\t\t\t\t<\/div>\n\t\t\t\t<\/div>\n\t\t\t\t

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Haben Sie das Blutstr\u00f6pfchen gesehen?\u201c Tobias Krause vom Gartenamt auf der Suche nach seltenen Schmetterlingen<\/figcaption>\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t<\/figure>\n\t\t\t\t\t\t\t<\/div>\n\t\t\t\t<\/div>\n\t\t\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t\t\t\t
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Thema Schmetterlinge: In der Bl\u00fctenpracht lassen sich tats\u00e4chlich h\u00fcbsche Exemplare<\/figcaption>\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t<\/figure>\n\t\t\t\t\t\t\t<\/div>\n\t\t\t\t<\/div>\n\t\t\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t\t\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/section>\n\t\t\t\t
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Auch der Naturschutzbund NRW lobt den Club als \u201e\u00f6kologische Vorzeigeanlage\u201c mit einer deutlich h\u00f6heren Artenvielfalt als in der l\u00e4ndlichen Umgebung. 18 Pflanzen, die auf der \u201eRoten Liste\u201c stehen und vom Aussterben bedroht sind, gedeihen hier fern jeder menschlichen Bedrohung. Kein Rasenm\u00e4her (mit Solarenergie betrieben) kommt ihnen zu nahe, und selbst die Golfcarts \u2013 f\u00fcr Spieler, die lieber fahren statt laufen \u2013 sollen bald mit eingebautem Naturschutz ausgestattet sein. \u201eSie werden per Satellitenortung auf Biotopschutz programmiert. Wenn sie einem \u00f6kologisch sensiblen Bereich zu nahekommen, funktioniert pl\u00f6tzlich nur noch der R\u00fcckw\u00e4rtsgang.\u201c So klingt Zukunft. Nun eilt Th\u00f6rner voraus zu Spielbahn 7 \u2013 einer Rarit\u00e4t im doppelten Sinne. Der Champions-Abschlag gilt selbst unter Weltklassespielern als Herausforderung, denn der Ball muss es durch eine Baumschlucht und \u00fcber zwei Teiche schaffen \u2013 180 Meter mit einem Schlag. Zuschauen k\u00f6nnte dabei der Dachs, der im Unterholz seinen Bau gegraben hat. Oder die Nilgans, die gerade ihre Jungen \u00fcber das Gr\u00fcn f\u00fchrt. Jenseits der Teiche, \u00fcber denen Libellen tanzen, hat in der Steilwand der Eisvogel sein Nest gebaut. Unter der gr\u00fcnen Pampe auf der Wasseroberfl\u00e4che findet er Leckerbissen: Fische wie Rotauge und Moderlieschen.<\/p>\t\t\t\t\t\t<\/div>\n\t\t\t\t<\/div>\n\t\t\t\t

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Eine Herausforderung auch f\u00fcr Weltklassespieler: Am Champions-Abschlag des Golfclubs muss der Ball gleich zwei Seen \u00fcberwinden<\/figcaption>\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t<\/figure>\n\t\t\t\t\t\t\t<\/div>\n\t\t\t\t<\/div>\n\t\t\t\t
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W\u00e4hrend ein M\u00e4usebussard-Paar in der sanften Nachmittagsluft kreist, \u00fcberquert Th\u00f6rner gerade den idyllischen Hasselbach (\u201eder war fr\u00fcher unterirdisch in einer Betonr\u00f6hre, haben wir wieder frei gelegt und renaturiert\u201c), deutet auf Nistk\u00e4sten in Tarnfarben f\u00fcr die Schleiereule \u2013 f\u00fcr den scharfen Vogelblick leicht zu erkennen \u2013 und steuert schlie\u00dflich die Streuobstwiesen an (\u201ewerden \u00fcberall immer rarer\u201c), deren 350 B\u00e4ume von clubeigenen Bienen best\u00e4ubt werden. Seltene Fr\u00fcchtchen wie \u201eDie Sch\u00f6ne aus Nordhausen\u201c gedeihen hier. Ger\u00e4tschaften, die das Pfl\u00fccken erleichtern, stehen \u00fcberall bereit \u2013 zum Gl\u00fcck der Golfspieler.<\/p>

W\u00e4hrend Th\u00f6rner wieder das Clubhaus ansteuert, wandert sein pr\u00fcfender Blick immer wieder in die Baumkronen der Eichen, Buchen, Linden, Trauerweiden \u2013 ausschlie\u00dflich heimische Gew\u00e4chse. \u201eDas ist enorm wichtig, von einer heimischen Eiche k\u00f6nnen tausende Insekten und K\u00e4fer leben, aber eine amerikanische Roteiche w\u00fcrden sie verschm\u00e4hen.\u201c Der Mann ist ein wandelndes Botanikbuch und beklagt, dass das Wissen um die Natur immer mehr verloren geht, dass kaum noch jemand V\u00f6gel, B\u00e4ume, Pilze unterscheiden und beim Namen nennen kann. Die Folge: \u201eWer keine Ahnung hat, macht Fehler.\u201c Und pflanzt dann einen Kirschlorbeer als Hecke, statt Wei\u00dfdorn. \u201eDabei fliegen Insekten auf Wei\u00dfdorn, Kirschlorbeer ist dagegen f\u00fcr sie v\u00f6llig uninteressant.\u00a0<\/p>\t\t\t\t\t\t<\/div>\n\t\t\t\t<\/div>\n\t\t\t\t

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Das Gr\u00fcn, die B\u00e4ume, der Sport: Bei sch\u00f6nem Sommerwetter und strahlendem Sonnenschein ist der Golfplatz eine besondere Augenweide<\/figcaption>\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t<\/figure>\n\t\t\t\t\t\t\t<\/div>\n\t\t\t\t<\/div>\n\t\t\t\t
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Der Nachmittag im Gr\u00fcnen neigt sich, schon fast am Parkplatz muss Tobias Krause noch ganz schnell die Geschichte von den Ringelnattern erz\u00e4hlen. Auch die schl\u00e4ngeln sich jetzt immer \u00f6fter \u00fcbers Gel\u00e4nde. Zum Schrecken der Golfspieler? \u201eNein alle wissen, dass sie harmlos sind.\u201c Zur Freude der Natursch\u00fctzer. Denn die Existenz der Nattern ist ein sicheres Indiz daf\u00fcr, dass zahlreiche Grasfr\u00f6sche rund um die Teiche leben. Man ahnt schon, was jetzt kommt: \u201eNirgendwo sonst in D\u00fcsseldorf gibt es so viele Exemplare wie hier\u201c, ruft Th\u00f6rner uns zum Abschied hinterher, w\u00e4hrend er vor dem Clubhaus unter einer pr\u00e4chtig gewachsenen Linde steht. Er hat sie eigenh\u00e4ndig vor 35 Jahren gepflanzt. Wer sonst?<\/p>

Rheinische Post
von Ute Rasch (Text)
und Andreas Bretz (Fotos)<\/p>\t\t\t\t\t\t<\/div>\n\t\t\t\t<\/div>\n\t\t\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/div>\n\t\t\t\t\t<\/div>\n\t\t<\/section>\n\t\t\t\t<\/div>\n\t\t","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

Der Golfclub Hubbelrath vereint Sport und Naturschutz. Auf seinem Areal wurden 140.000 B\u00e4ume und B\u00fcsche gepflanzt. Am \u00f6stlichsten Zipfel der Stadt bl\u00fcht D\u00fcsseldorf noch mal richtig auf. F\u00fcr Golfspieler muss dieses sanft geschwungene Idyll ein Traumplatz sein. F\u00fcr den bedrohten Kammmolch auch. Und erst recht f\u00fcr den Eisvogel, die Schleiereule, den Dachs und ein paar […]<\/p>\n","protected":false},"author":4,"featured_media":0,"comment_status":"closed","ping_status":"closed","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"footnotes":""},"categories":[30],"tags":[],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/gc-hubbelrath.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/3160"}],"collection":[{"href":"https:\/\/gc-hubbelrath.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/gc-hubbelrath.de\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/gc-hubbelrath.de\/wp-json\/wp\/v2\/users\/4"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/gc-hubbelrath.de\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=3160"}],"version-history":[{"count":0,"href":"https:\/\/gc-hubbelrath.de\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/3160\/revisions"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/gc-hubbelrath.de\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=3160"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/gc-hubbelrath.de\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=3160"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/gc-hubbelrath.de\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=3160"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}