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Greenkeeping… mehr als nur Rasen mähen!

Seit einigen Jahren ist festzustellen, dass es in den einschlägigen Fachzeitschriften für das Greenkeeping unter der Rubrik „Jobbörse“ ein großes Missverhältnis zwischen den Stellenangeboten und den Stellengesuchen gibt.

Nicht nur in Deutschland, sondern auch im europäischen Ausland ist der Arbeitsmarkt für Greenkeeper bzw. Head-Greenkeeper nahezu „leergefegt“. Der Fachkräftemangel wird auch in dieser Branche nun überaus deutlich.

Während es früher im Laufe des Jahres häufig Initiativbewerbungen bei
den Golfanlagen gegeben hat, teils von Arbeitssuchenden mit Berufserfahrung in der Grünflächenpflege, teils von „Quereinsteigern“ aus anderen Berufsfeldern, so gehen heutzutage auf Stellenangebote in den Zeitschriften bzw. online wenige bzw. manchmal sogar überhaupt keine Rückmeldungen ein.

Was können die Gründe für das mangelnde Interesse an diesem Beruf sein, der eigentlich als „Berufung“ gesehen werden sollte: Es sind sicherlich nicht nur finanzielle Motive.

Es liegt auch an einer manchmal nicht ausgewogenen „Work-Life-Balance“, vor allem dann, wenn die entsprechende Abteilung im Golfclub personell unterbesetzt ist und überdurchschnittliche viele Überstunden auf der Tagesordnung stehen.

Dies bedeutet, dass viele Mitarbeiter zu ihrer arbeitsvertraglich vereinbarten Arbeitszeit zusätzlich unverhältnismäßig oft an den Wochenenden und den Feiertagen arbeiten müssen, ohne dafür in der Vegetationszeit von April bis Oktober den entsprechenden Freizeitausglich gewährt zu bekommen. Dies ist aufgrund der in diesem Zeitraum anfallenden Arbeiten oftmals auch schwer zu realisieren.

Nicht auf allen Anlagen wird ein finanzieller Ausgleich mit Zuschlägen
für die Mehrarbeit gewährt. Und für viele Mitarbeiter ist ein Freizeitausgleich bzw. die Inanspruchnahme von Urlaubstagen in den Wintermonaten, in denen das Wetter hierzulande meistens schlecht ist, besonders attraktiv.

Besonders wenn man schulpflichtige Kinder hat, ist es für die Greenkeeper bisweilen schwierig, das Berufs- und Familienleben so zu gestalten, dass ein ausgewogenes Verhältnis entsteht.

Gerade von Head-Greenkeepern wird erwartet, dass sie ganzjährig einen Golfplatz präsentieren, der allen Spielansprüchen gerecht wird.

Fortlaufend müssen die sich ständig aktualisierten Vorschriften bezgl. Pflanzenschutz, Arbeitssicherheit und Umweltschutz im Auge behalten und angewendet werden, ohne dadurch einen Qualitätsverlust der Platzpflege in Kauf zu nehmen.

Greenkeeping bedeutet nicht nur Rasen mähen, sondern auch Regeneration, Bodenbearbeitung, Düngung, Nachsaat, Personalmanagement, Krisenmanagement, Nachhaltigkeitsmanagement, Maschinenpflege, Landschaftspflege, Naturschutz, Budgetierung, Dokumentation etc. etc.

Es ist zu beobachten, dass derzeit ein nicht unerheblicher Teil von Fachkräften aus dem Greenkeeping in andere Tätigkeitsbereiche wechselt, wie zum Beispiel in den GaLaBau bzw. in den kommunalen Bereich, oder aber der „grünen Branche“ ganz den Rücken kehrt.

Wie bereits erwähnt sind es oft nicht finanzielle Gründe, sondern es sind bessere, ausgewogene Arbeitszeiten und eine geringere mentale Belastung außerhalb der Golfbranche.

Manchmal liegt es auch an einer empfundenen geringen Wertschätzung des Pflegepersonals, vielfach ist es aber auch mangelnde Kommunikation zwischen der Geschäftsführung, den Golfern und den Mitarbeitern.

Das Verständnis für notwendige Pflegemaßnahmen, die vorübergehend das Golfspiel beeinflussen können, ist oftmals nur in einem geringen Maße
vorhanden, ebensowenig wie das Verständnis für den Einfluss von klimatischen Faktoren, die das Wachstum der Gräser beeinflussen: Der Platz muss immer perfekt sein und das eigene Spiel wird in den Vordergrund gestellt.

Sicherlich sollte die Golfrunde so wenig wie möglich durch Pflegemaschinen gestört werden, manchmal lassen sich solche Begegnungen jedoch nicht vermeiden.

Die Arbeit der Greenkeeper beginnt eigentlich ganzjährig bei Sonnenaufgang, bei großen Veranstaltungen sogar früher mithilfe des Fahrlichts an den Maschinen.

Die auf den Golfanlagen oftmals zu geringe personelle und maschinelle
Ausstattung macht es häufig nicht möglich, dass schon am frühen Vormittag, bevor die ersten Golfer auf die Runde gehen, die wichtigen Pflegearbeiten fertiggestellt werden können und anschließend nur noch Maschinenpflege oder die Pflege des Clubhausumfeldes auf dem Arbeitsprogramm stehen.

Der früher traditionelle „Platzpflege-Montag“, der Tag, an dem die Platzpflege absoluten Vorrang hatte, hat schon seit längerer Zeit keinen Bestand mehr.

In vielen Clubs spielen heutzutage die Mitglieder an jedem möglichen Wochentag bzw. oftmals hat sich dieser Montag als Veranstaltungstag für Privat- oder Benefiz-Turniere durchgesetzt. Auch der Golf-Tourismus macht an diesem Wochentag keine Ausnahme.

Wie bereits erwähnt, sollte die Pflege eines Golfplatzes von den dafür angestellten Mitarbeitern nicht nur als „Job“ gesehen werden, sondern als Berufung.

Das Arbeiten in der Natur und mit der Natur, die täglichen Herausforderungen bei der Platzpflege, die Kommunikation und das Feedback von den Golfern, und nicht zuletzt das täglich sichtbare Resultat der eigenen Arbeit bei dem Bestreben, die Golfplätze bestmöglich zu präsentieren, dies alles setzt eines voraus: Leidenschaft!

Und wenn man diese Voraussetzung erfüllt, kann man als Greenkeeper persönlich berufliche Erfüllung finden und den daraus resultierenden Erfolg generieren.

Text:
Bernhard Voß

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