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Luft, Sand und Liebe – aller guten Dinge sind drei.

Wenngleich das Golfspiel auf dem Ostplatz im Mai eingeschränkt war, so herrschte auf den gesperrten Bahnen und darüber hinaus dennoch ein reges Treiben: es wurde gefräst, „gegradet“ und aerifiziert.

Gründe für die Arbeiten waren die stark verdichteten Böden sowie eine Ortsteinschicht, die das Wasser nicht mehr abfließen ließ. Selbst die Regenwürmer kamen nicht durch diese Schicht und hielten sich nur noch in den oberen Bereichen auf, wo sie wegen des hohen organischen Bodenanteils genug Nahrung fanden, um sich zu vermehren. Die Flächen waren im Winterhalbjahr so nass, dass sie mit Pflegemaschinen nicht mehr befahren werden konnten, ohne die Situation zu verschlimmern. Dies blieb auch beim Golfspiel nicht unbemerkt.

Um die Situation zu verbessern, müssen die Flächen jährlich stark gesandet und die Oberfläche gelüftet werden. Mittelfristig soll eine weitere Durchführung dieser Arbeit „über Kreuz“ stattfinden, damit die Flächen auch zukünftig funktionsfähig bleiben und die Spielsaison verlängert werden kann.

Lehmböden neigen wegen ihres hohen Anteils an Feinteilchen schnell zur Verdichtung, die in erster Linie durch das Befahren und durch Niederschläge in den oberen ca. 5 cm des Bodens entstehen. Früher sind diese Verdichtungen durch Frost aufgefroren, und die Greenkeeper haben sie zusätzlich mit einem Vertidrain-Gerät aufgebrochen.

Der Frost ist seit dem Klimawandel nicht mehr stark genug dafür, so dass der Boden ganzjährig belastet wird und das Porenvolumen abnimmt. Dies wiederum führt dazu, dass der Luft/Wasserhaushalt sowie das Bodenleben gestört werden und die Gräser nicht mehr gesund wachsen.

Alle drei oben genannten Maßnahmen dienen daher dazu, dass sich die Spieloberfläche ganzjährig überall nachhaltig verbessert. Unterstützung erhielt unser Greenkeeping-Team dabei von zwei externen Firmen.

FRÄSEN

Die Spezialfirrma für Golfplatzpflege war ursprünglich für das Frühjahr 2021 eingeplant, musste den Einsatz jedoch aus Wettergründen abbrechen, da der Boden zu nass war. Bei dem Fräsvorgang mit einer Spezialmaschine werden ca. 2,5 cm breite Schlitze gefräst mit einer Tiefe von 10 cm im Abstand von ca. 12 cm. Der Bodenaushub wird über ein Förderband auf LKW verladen und abgefahren. Die gefrästen Schlitze werden wieder verfüllt, diesmal mit Drainagesand, der Luft und Wasser besser durchlässt als der bindige Lößboden, den wir in Hubbelrath vorfinden.

Durch das Einbringen von Sand werden das Porenvolumen, die Kapillarität, das Verhältnis zwischen organischer Masse und Mineralien ausgeglichen und die Oberfläche stabilisiert. Die gute Erfahrung mit den bereits bearbeiteten Flächen zeigt, dass dieser Weg weiter beschritten werden sollte, denn die Bahnen sind trockener und stabiler geworden.

Im Mai diesen Jahres konnten wir nun den Bodenaustausch auf den bislang noch nicht bearbeiteten Spielbahnen, dem 1st Cut und der Driving Range zum Abschluss bringen. Anschließend wurden die Flächen gestriegelt, gereinigt, nachgesät, gewalzt und gedüngt.

Das Zuwachsen der Grasnarbe verzögert sich derzeit etwas, da die Flächen ein zweites Mal eingesät werden mussten, nachdem das ursprünglich ausgebrachte Saatgut vom Starkregen weggespült worden war. Dies zeigt einmal mehr die Abhängigkeit der Platzpflege von den Wettergegebenheiten.

GRADEN

Gute Bedingungen hatten wir beim „Graden“ bzw. dem „Tiefen-Vertikutieren“ genau zu der Zeit, als die speziell auf Golfbodenbearbeitung spezialisierte Firma aus Irland unsere Grüns auf dem Ostplatz im Zuge von Renovierungs-Maßnahmen bearbeitet hat. Ähnlich wie bei den oben geschilderten Maßnahmen wird hierbei das Grün geschlitzt, und gleich im Anschluss verfüllt man die Schlitze mit Sand. Nur geschieht dies alles etwas filigraner mit einem sogenannten „Grader“: bis zu einer Tiefe von 2,5 cm und einer Breite von 3 mm werden so die „Grüns entfilzt“, d. h. in der Rasentragschicht wird die organische Masse entfernt. Nach zwei bis drei Wochen in der vegetationsstarken Zeit (Mai/Juni) hat sich die Grünoberfläche dann regeneriert.

Ursache für viele Probleme auf dem Golfplatz ist der Rasenfilz. Er baut sich durch die natürliche Bildung neuer Triebe und dem Grasschnitt auf Rasenflächen auf – und auch verstärkt auf abgemagerten, biologisch schwach aktiven Böden wie beispielsweise Golfgrüns. Statt in den Boden zu wachsen, breiten die Wurzeln sich in einer flachen, oberen Schicht aus. Bei Nässe erzeugt diese Rasenfilzschicht „schwammige“ Grüns, die in der Folge dann langsame, unebene Grüns bilden, auf denen wiederum eine gleichmäßige Durchfeuchtung erschwert wird. Die weiteren Folgen wie Pilzinfektionen, lokale Trockenschäden und auch die Bildung von wasserabweisenden Schichten können mit dem regelmäßigen „Entfilzen“ verhindert werden. Daher empfiehlt es sich, dies in den jährlichen Pflegeplan aufzunehmen.

AERIFIZIEREN

Um die Pflege abzurunden, wurden in einem dritten Schritt durch unser Greenkeeping-Team alle Grüns auf dem Ost- und dem Westplatz, auf den Übungsbereichen wie auch alle Abschläge (West / Ost / Driving Range) mit Hohlspoons aerifiziert.

In die Rasenfläche werden hierbei mit einem Aerifizierer 5 bis 9 cm tiefe Löcher mit einem Durchmesser von bis zu 2 cm gestochen. Die Spoons, welche die Löcher stechen, sind innen hohl und stanzen die Erde heraus. Diese wird anschließend mit dem Core-Harvester aufgesammelt und die Löcher mit Hilfsstoffen zur Aktivierung des Bodenlebens und zur Verbesserung der Bodenstruktur versehen. Anschließend werden alle betroffenen Flächen gesandet, nachgesät und gedüngt.

Aerifizieren sollte regelmäßig durchgeführt werden, um der Bodenverdichtung vorzubeugen und der hierdurch verursachten Abnahme des Anteils an Grob- und Mittelporen sowie der Störung des Luft- und Wasserhaushalts im Boden. Bereits die normale Nutzung einer Sportrasenfläche wie auch die Witterungsbedingungen führen zur Verdichtung, die durch die gestochenen Löcher aufgebrochen werden kann. Die bessere Belüftung hilft, dass ein Gasaustausch auch in tieferen Bodenschichten erfolgt und die so geschaffenen aeroben Verhältnisse das Bodenleben und das Gräser-Wachstum fördern.

Für die Grüns in Hubbelrath ist eine 2-3malige Durchführung dieser Arbeit pro Jahr notwendig. Die Regeneration der Löcher dauert ca. 10 bis 14 Tage. Auch, wenn es den Spielbetrieb kurzzeitig beeinträchtigt, die langfristigen Effekte überwiegen:

Vorteile für den Boden:

  • Erhöhung des Bodensauerstoffniveaus und des Gasaustausches
  • Verbesserung der Wasserinfiltration, sowie der Kapillarität des Bodengefüges
  • Reduzierung von organischer Substanz
  • Besseres Abtrocknen der Grünoberfläche (Krankheitsvorbeugung)
  • Anregung des Wurzelwachstums
  • Reduzierung von Bodenverdichtungen

Vorteile für das Golfspiel:

  • Verhinderung von
  • Filzauflagen und Moos
  • Erhöhung der Oberflächenhärte
  • Schnellere, treuere Grüns
  • Trockenere Oberfläche

Text: Torsten Schmidt / Annette Berkenbusch
Fotos: Julia Ley

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