„Agrostis“, der Rolls Royce unter den Golfrasensorten.

Die Hubbelrather Fairways auf dem West- und Ostplatz bestehen, wie übrigens auch unsere Grüns, seit Jahrzehnten aus der sehr trittfesten und konkurrenz-kräftigen Rasensorte „Agrostis (bent grass). Die Straußgräser (Agrostis) sind eine Gattung in der Familie der Süßgräser (Poaceae). Das so genannte „Weiße Straußgras“ (Agrostis stolonifera) hat seine Bedeutung als Sportrasengras, wo es insbesondere für Golfgrüns zum Einsatz kommt, da es einen Rückschnitt auf vier Millimeter Länge verträgt. In Hubbelrath hat man sich bereits vor 50 Jahren für diese Sorte entschieden, da der nährstoffreiche Lehm-Lößboden ideale Wachstumsbedingungen für die Grassorte Agrostis bietet.

Wenn man es wachsen lassen würde, wird das weiße Straußgras zwischen 8 bis 40 cm groß. Es verbreitet sich über blattreiche oberirdische Ausläufer (Stolonen) und bildet sehr dichte Rasenflächen, wie man auf unseren Grüns feststellen kann. Die ästig aufsteigenden Halme sind glatt und unbehaart und tragen zwei bis fünf Knoten. An den unteren Knoten bilden sich sprossbürtige Wurzeln und neue Triebe, dadurch kann sich eine geschlossene und sehr tragfähige Rasendecke ausbilden. Deshalb findet sie in erster Linie dort Verwendung, wo höhere Belastungen vorherrschen, beispielsweise als Sportrasen für Greens und in England für Bowling Greens. Das weiße Straußgras wird wegen seiner sehr guten Tiefschnittverträglichkeit vor allem in Golfgrünmischungen eingesetzt und ist deshalb ideal für den Golfsport. Wer unseren Platz gut kennt, kann nicht nur auf den Grüns, sondern z. B. auf der Spielbahn 6 vor dem Grün die Idealform dieser Rasensorte antreffen. Hier liegt der Ball insbesondere in den trockenen Sommermonaten wie auf einem Teppich.

Warum derzeit nur hier? Dieser Bereich des Platzes hat eine nur sehr dünne Bodenschicht, die auf einem darunter liegenden Schieferboden aufgeschüttet wurde. Hier hat unser Freund der Regenwurm nur sehr geringe Chancen seine tiefen Gänge und Losungshaufen zu bilden. Außerdem fließt Regenwasser besser und schneller ab, da die sonst auf unserem Platz vorhandene bis zu 20 meterdicke Lehm-Lößschicht nicht vorhanden ist. Agrostis, oder Bentgräser gelten als die schönsten Gräserarten für den Golfplatzbau, weil sie über eine feine Textur, eine tiefgrüne Farbe, große Dichte und einen für gewöhnlich niedrigen Wuchs verfügen. Hinzu kommen Eigenschaften wie Klima-, Salz-Beständigkeit sowie Konkurrenzstärke. Die Agrostispflanze lässt kaum Durchmischung zu. Insbesondere der gute und sehr gute Golfer liebt diese Sorte, da sie ihm eine sehr gute Balllage auf der kurz geschnittenen Grasoberfläche – im Sommer bei uns 14 mm – garantiert, ohne eingebettet zu sein. Nur so kann der Golfer erst den Ball und dann den Boden treffen und mit Backspin das Grün attackieren.

Bentgrass ist besonders in der kühlen Jahreszeit anderen Rasensorten überlegen. Es kann sehr kurz geschnitten werden, muss aber in besonderem Maße auch gepflegt werden. Deshalb sind im Frühjahr und Herbst tiefenmechanische Bearbeitungen wie Vertikutieren und Aerifizieren wichtig. Sommerliches Besanden führt über Jahre zu einer weiteren kontinuierlichen Bodenverbesserung.

Bekämpfungsmaßnahmen unserer in die viele Milliarden zählenden Regenwürmer sind durch die Novellierung des Europäischen Pflanzenschutzrechtes in nationales Recht seit März 2012 mit chemischen Mitteln in Deutschland verboten. Deutschlands Greenkeeper stehen vor völlig neuen Aufgaben. Regenwürmer treten im Frühjahr und Herbst bei Nässe an die Oberfläche. Im Rahmen von bodenverbessernden Maßnahmen werden sie dann mechanisch zusammengefegt, abgesammelt und lebend z. B. in Streuobstwiesenbestände transloziert, spezielle Fegemaschinen werden hier eingesetzt und erprobt. Personell ist dies eine äußerst aufwändige Maßnahme.

L. Meyer-Reißenweber
Dr. Gerd W. Thörner

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