Seit dem Jahr 2009 beteiligt sich der Golf Club Hubbelrath am Klimafolgenmonitoring der Landeshauptstadt Düsseldorf.
Der Klimawandel und insbesondere die Trockenheit der vergangenen beiden Jahre führen zu sehr schnellen Veränderungen der Vogelwelt. Die Natur reagiert unmittelbar und zeigt uns, dass die Arten weit flexibler im Umgang mit Änderungen sind, als wir das allgemein annehmen.
Jede Vogelart hat eine sehr spezifische ökologische Nische, in Mitteleuropa nutzen die meisten Arten den Sommer zum Brüten. Nur dann finden sie für ihren Nachwuchs genug Nahrung und höhere Temperaturen, die besonders für kleine Vögel von großer Bedeutung sind. Sie riskieren sogar, im „normalen“ Frühsommer eine Brut durch Kälteeinbrüche oder Regenphasen komplett zu verlieren.
Die Trockenheit des Jahres 2020 war daher für die Vögel nicht nur kein Problem, im Gegenteil, sie feierten eine Party. Wurde bei den Blaumeisen im Frühjahr noch eine Krankheit gefunden, an der einige an den Futterhäuschen starben, haben sie danach so viele Jungvögel flügge bekommen, wie seit langem nicht. Ebenso erging es allen Greifvögeln, die sich von Mäusen ernähren. Die Wiesen wuchsen nicht sehr dicht und die Mäuse waren jederzeit verfügbar. Turmfalke und Schleiereule hatten dadurch ebenfalls überdurchschnittlich viele Jungvögel und sind entsprechend häufig zu beobachten.
Damit nicht genug, wanderten südeuropäisch verbreitete Arten in Düsseldorf ein, die ansonsten entweder extreme Ausnahmeerscheinungen darstellen oder auch noch nie bei uns festgestellt wurden. Nachtreiher und Purpurreiher hielten sich wochenlang in der Urdenbacher Kämpe auf. Sogar ein Löffler wurde mehrfach gesehen. Unscheinbar aber mit markantem lautem Ruf, meldete sich dazu ein Seidensänger zu Wort, eine Art, die erst seit kurzem Belgien und die Niederlande besiedelt hat und im Jahr 2020 erstmals in NRW bei Jülich gebrütet hat. Da diese Art im Brutgebiet überwintert, ist er auf die inzwischen fast frostfreien Winter angewiesen.
Auf unserem Platz sind diese großräumigen Änderungen bisher noch nicht so stark nachzuweisen. Dies liegt sicherlich an der Lage im Niederbergischen Hügelland begründet, die klimatischen Auswirkungen sind hier nicht so stark. Typische Arten bei uns, wie der Mäusebussard, die Bachstelze oder der Eisvogel werden auch in Zukunft weiterhin im Raum als Brutvogel vorkommen. Ihre Lebensbedingungen ändern sich wenig, für den Eisvogel ist vor allem wichtig, dass die größeren Fließgewässer Schwarzbach und Düssel im Sommer bisher kaum veränderte Abflussverhalten zeigen. Das Angebot an Fischen ist also immer noch ausreichend vorhanden und die Tiere suchen ihre traditionellen Brutplätze auch auf unserem Platz immer wieder auf. Zum Jagen fliegen sie weite Strecken von zum Teil mehreren Kilometern an andere Gewässer.
Besonders interessant ist die Entwicklung beim Weißstorch. Diese Art profitiert weniger vom Klimawandel als von einer Verhaltensänderung der Vögel. Besonders die nach Westen Richtung Gibraltar ziehende Population, zu der die Tiere in NRW gehören, hat gelernt, dass eine Überwinterung in Spanien, weit weniger gefährlich ist als ein Weiterflug nach Afrika. Dies ist der Grund, dass die hiesige Population in den letzten Jahren stark angewachsen ist. Inzwischen gibt es in Düsseldorf neben dem in Hubbelrath noch drei weitere Storchenräder als Angebot für die zurückkommenden Jungvögel der Vorjahre. Allein im Jahr 2019 waren es in NRW über 500 Stück. Sie werden in zwei bis drei Jahren geschlechtsreif sein und alle neue Horste beziehen. Gut, dass wir dieses Angebot schon eröffnet haben.
Golfplätze sind wichtige Trittsteinbiotope in der sonst ausgeräumten, von der Agrarindustrie dominierten Landschaft. Golfsport fördert somit in erheblichem Maße die Biodiversität und wir übernehmen Verantwortung für naturnahe Lebensräume und die Artenvielfalt.
Dipl. – Geogr. Tobias Krause
Dr. Gerd W. Thörner