Trockenmauern gehören zu den interessantesten Lebensräumen aus Menschenhand.
Ob in Weinbergen oder als Hangstütze von Ackerflächen, als Einfassung auf Friedhöfen oder lediglich als Ansammlung von Feldsteinen leisten sie dem Menschen wichtige Dienste. Auf unserem Gelände helfen sie Abschläge, Grüns oder Wege im Gelände abzufangen. Sie bilden auch bei uns eine Sonderstruktur in der Landschaft. Dabei werden die Natursteine nur locker übereinander gesetzt, selten mit lehmigen Mörtel miteinander verbunden. Sie bleiben aber immer ungefugt und bieten daher zusätzlich ein Netz aus Hohlräumen und Spalten. Ganz im Gegensatz zu älteren Varianten mit Eisenbahnschwellen, die noch dazu hoch mit Umweltgiften belastet waren.
Alle Trockenmauern im Golf Club Hubbelrath bestehen aus regionalen Wülfrather Kalksteinen, so wie sie auch im Neandertal zu finden sind.
Die Trockenmauer gliedert sich in mehrere deutlich zu unterscheidenden Teillebensräume. Die Mauerkrone ist Wind und Wasser ausgesetzt. Wasser fließt schnell ab und die Sonne trocknet den Bereich zusätzlich schnell. Pflanzen, die dort wachsen, benötigen zusätzliche Wasserspeicherorgane. Dies ist z.B. der Weiße Mauerpfeffer oder die Felsen-Fetthenne, die Wasser in ihren fleischigen Blättern speichern können. Insekten und Reptilien nutzen die schnelle Erwärmung der Mauerkrone zur Thermoregulation. Sie können hier bereits am Vormittag auf „Betriebstemperatur“ kommen, wenn der Mauerfuß noch im Schatten liegt und die Pflanzen noch nass vom Tau sind. Später wird die Mauerkrone so heiß, dass sich viele Tiere in die kühleren Spalten zurückziehen. Dann werden aber immer noch die Blüten der Pflanzen besucht.
Der zentrale Bereich der Mauer ist ebenfalls von einem Wechselbad der Temperaturen gekennzeichnet, aber nicht mehr ganz so extrem. In den Fugen hält sich die Feuchtigkeit, die die Voraussetzung für die Vermehrung der Farne und Moose bildet. Verschiedene Streifenfarne teilen sich hier den Lebensraum mit dem Mauer-Glaskraut und dem Zimbelkraut.
Der Fuß der Mauer dagegen liegt im Schatten, ist von höheren Pflanzen eingerahmt und bildet den eher feuchten Übergang zum Inneren der Mauer. Hier leben Spinnen und Schnecken, die Tagsüber an der Mauer jagen bzw. Algen von der Oberfläche abnagen und sich nachts in die Mauer zurückziehen. Sie wiederum sind Nahrung für größere Tiere wie z. B. die Erdkröte, die ebenfalls in und an der Mauer lebt. Alles in Allem liegt eine Vielzahl extremer ökologischer Nischen auf engstem Raum nebeneinander. Dies ist der Grund für den Artenreichtum der Trockenmauern. In den Weinbergen gilt es heute, diese Standorte zu erhalten.
Auf unserem Platz haben wir sie zur Stabilisierung des Geländes, insbesondere der Abschläge angelegt, sie dienen aber auch hier der ökologischen Anreicherung und Steigerung der Biodiversität unseres Golfplatzes.
Tobias Krause
Dr. Gerd W. Thörner