Heute möchten wir ein neues, etwas größeres Projekt unseres Clubs vorstellen, das zum einen der Platzqualität dient, zum anderen einen neuen Baustein in unseren Bemühungen um den Landschaftsschutz darstellt. Ein neuer Sodengarten entwickelt sich außerhalb der Bahn 16 des Ostplatzes. Eine ehemalige landwirtschaftliche Fläche, die dem Golfclub gehört, wurde in ein ökologisches Highlight umgewandelt. Ungefähr zur Hälfte dient sie als Sodengarten und zur anderen Hälfte, also auf über 1,2 ha, entsteht dort eine Wildblumen- und Streuobstwiese.
Der Sodengarten ist ringsum mit Eichenpfählen mit einem Zaun aus Knotengeflecht umgeben. Die Zaunpfähle dienen Greifvögeln als Ansitzwarten.
Wichtigstes Ziel des Sodengartens ist es zunächst, Soden vorzuziehen, die wir für die Reparatur von Abschlägen, Grüns oder Fairways bei Bedarf benötigen. Daher ist er eingesät mit der speziellen Hubbelrather Rasen-Mischung, die dafür extra von unserem Headgreenkeeper zusammengestellt worden ist. Eigene Soden herzustellen ist von großem Vorteil, da der Fertigrasenmarkt in der Regel nicht die von uns benötigten Qualitäten erzeugt.
Entlang des dort verlaufenden Wanderweges wurden 30 Kopfweiden gesetzt. Diese fungieren zusätzlich als Korridorbiotop. Auf der anderen Seite wird dieser Sodengarten und die Wildblumenwiese von einer dreireihigen Hecke aus vorwiegend dornigen Wildsträuchern gebildet. Hier sollen sich hoffentlich bald der Neuntöter und ähnliche Heckenvogelarten einstellen, die dornige Hecken als Jagd- und Rückzugsraum benötigen. Die untere, südlich exponierte Fläche ist mit Wildblumensamen der Spezialgärtnerei Rieger-Hoffmann eingesät worden.
Die Zäune haben zwei kleine Wilddurchlässe bekommen und die ersten Obstbäume sind bereits als Begründung einer neuen Streuobstwiese gepflanzt: es stehen dort die seltenen Lokalsorten Moseleisenapfel, Bresüthe, Gelbe Schafsnase, Nimmermür, Rote Ananasrenette, Berker Rabau sowie eine Blumenrath Schafsnase. Es ist sehr erfreulich, dass diese seltenen Sorten nachgepflanzt werden konnten. Die Reiser der gelben Schafsnase für die Baumanzucht stammen von einem Baum in Solingen.
Der Nimmermür hat eine besondere Geschichte. Sortenname und Beschreibung waren den Rheinischen Pomologen bekannt, nicht aber, welche Bäume dazu passten. Unter anderem ein Baum in Neuss, ein leckerer Apfel auf einem robusten Baum auf einer schon länger betreuten Wiese. Mehrfach wurden Äpfel zur Sortenbestimmung gebracht, ohne Ergebnis. Parallel dazu wurde bereits ab 2004, also vor dem Lokalsortenprojekt nach Bäumen des Nimmermür gesucht. Im Privatarchiv des Grafen und der Gräfin Metternich, das vom Landschaftsverband Rheinland in Brauweiler geführt wird, wurden Unterlagen und alte Pflanzpläne gefunden.
Unter anderem auch Unterlagen über Schloss Dyck, weil der frühere Leiter der Baumschule Gartenbaudirektor Schipper auch Obstbäume der Sorte Nimmermür heranzog. Witzigerweise brachten vor zwei Jahren die Biostationen Neuss, Düsseldorf, Rhein-Sieg und zwei weitere Personen jeweils Früchte des Nimmermür zum Bestimmungsseminar mit, ohne es zu wissen. Erst da war es dem Pomologen Hans-Joachim Bannier gelungen die Sorte anhand der alten Beschreibungen zuzuordnen. Nachdem die Biostation Neuss nach einem Presseaufruf über einen Baumbesitzer und Zeitzeugen den Nachweis über die Sorte Nimmermür erbrachte, wurden die Beteiligten bei dem Seminar mit der Bestätigung beglückt, dass alle dieselbe Sorte unter verschiedenen Arbeitstiteln (u.a. Glasapfel, Nixhütter, Rheinischer Rambur) mitgebracht haben und es sich bei allen diesen Früchten um den Nimmermür handelte. Der „Nixhütter“ war vorher bereits veredelt und gepflanzt worden. Daher existieren vom Nimmermür bereits einige Jungbäume. Die Blumenrath Schafsnase hatten wir zuletzt bereits beschrieben. Besonders interessant sind noch die Sorten Bresüthe und Moseleisenapfel. Letzterer wurde auch erst im Jahr 2010 für Düsseldorf nachgewiesen und wir haben bereits Jungbäume aus dem Veredelungsprojekt der Stadt Düsseldorf erhalten. Der Bresüthe heißt übersetzt „breiter süßer“ und war eine der bedeutendsten Sorten zur Herstellung des Rheinischen Apfelkrautes. Weiterer Platz ist vorhanden und die Wiese wird in den nächsten Jahren sicherlich noch um viele Obstbäume erweitert werden.
Dr. Gerd W. Thörner
und Dipl.-Geogr. Tobias Krause