Der Vogelgesang.

Der Frühling hält Einzug und wir möchten daher ein Thema beleuchten, dass die Menschen wie kaum ein anderes Naturereignis fasziniert – der Gesang der Vögel. Vögel sind die individuen- und artenreichste Wirbeltiergruppe in Mitteleuropa. Der Wissensstand über sie ist höher als bei jeder anderen Tiergruppe. Jedoch tragen nicht alle Arten zum Vogelkonzert bei. Arten, die besonders schön singen, werden zu den Singvögeln gezählt, die in diesem Beitrag beschrieben werden. Weit vor Ankunft der ersten Golfspieler noch vor Sonnenaufgang beginnen die Amseln mit ihrem melodischen Gesang. Im Umfeld von Hubbelrath ist der Beginn in den frühen Morgenstunden noch unverfälscht. In der City kann der Gesang durch die nächtliche Beleuchtung von Gebäuden viel früher, oft bereits gegen Mitternacht starten. Etwas später lassen die Singdrosseln ihren lauten, in Strophen vorgetragenen Gesang hören. Vom Laien bisweilen für eine Nachtigall gehalten, ist ihre Lautstärke für den Ornithologen oft ein Hindernis, da leisere Vogelstimmchen überschallt werden. Die optisch sehr ähnliche Verwandte ist die etwas größere Misteldrossel, die jedoch eleganter, sehr melodisch und fast ein wenig monoton singt. Der Gesang klingt wie von weit her und ist nur als Hintergrundgeräusch im Vogelkonzert zu hören, da diese Art ihr Lied von erhöhter Warte in den höchsten Spitzen der Baumkronen vorträgt und man den Sänger nicht orten kann. 

Großen Anteil am hiesigen Vogelkonzert haben die Rotkehlchen. In vielen Parkanlagen und auch auf dem Golfplatz sitzt bisweilen alle 50 Meter ein Rotkelchen und singt. Der leise vor sich hin plätschernde, glockenhelle Gesang, wird jedoch von vielen Menschen nicht wahrgenommen, selbst wenn bei Vogelstimmenwanderungen auf ihn aufmerksam gemacht wird. 

Vielen eher unbekannt ist die ebenfalls häufige Heckenbraunelle. Der melodische und ausgesprochen gefällige Gesang ist nicht nur in der Landschaft, sondern auch in Gärten und Parkanlagen zu hören. Der unscheinbar braun-grau gemusterte Vogel wird jedoch oft für einen Spatz gehalten. 

Sehr laut schallt der fast freche Gesang des Zaunkönigs, dem bekanntermaßen kleinsten Vogel mit der größten Klappe. Nicht nur in Fragen des Gesangs ist er ein wahrer Angeber. Was die zwischenköniglichen Beziehungen angeht ist er noch dazu ein echter Macho. Er singt, baut ein Haus respektive Nest – eine Mooskugel, die beim verregneten Golfspiel im Dach der Regenhütten zu finden ist – und lässt die Königin Eier legen. Danach baut er ein neues Haus, singt erneut und sucht die nächste Dame des Herzens, während die erste Braut die Kinder alleine durchbringen muss. Aufgrund der durch die Stürme Kyrill und Emma entstandenen Dickungen, Ast- und Reisighaufen, die dem Zaunkönig als Lebensraum dienen können, wird in NRW eine starke Zunahme der Population erwartet.

Gebirgsstelze
Gebirgsstelze
Zaunkönig
Zaunkönig
Heckenbraunelle
Heckenbraunelle

Zu den so genannten Laubsängern gehören die äußerlich kaum unterscheidbaren Schwesternarten Fitis und Zilpzalp. Deutlich kann man dagegen deren Rufe unterscheiden. Während der Zilpzalp seinen Namen ruft, klingt der des bei uns selteneren Fitis eher wie ein trauriger Buchfink. 

Darüber hinaus kommen auf unserem Gelände noch mehrere Grasmücken-Arten vor. Die häufigste ist die Mönchsgrasmücke, deren melodischer Gesang ab Anfang April vernommen werden kann. Etwas später kommen die Dorn- und die Klappergrasmücke bei uns an, deren Ruf und Erscheinen jedoch eher unscheinbar ist. Erst im Mai erreicht uns die Gartengrasmücke, deren Gesang dem der Mönchsgrasmücke ähnelt, jedoch nicht so laut vorgetragen wird und insgesamt vornehmer ist. Die Finken sind die Langschläfer unter den Vögeln. Erst wenn die Sonne bereits hoch am Himmel steht und beginnt die Luft zu erwärmen, kommen Buchfink, Grünfink und Diestelfink auf Betriebstemperatur. Diese drei Arten unterscheiden sich nicht nur äußerlich deutlich. Der Buchfink markiert mit einem so genannten „Schlag“ sein Revier, von dem regionale „Dialekte“ unterschieden werden. Dagegen trillert der Diestelfink fast ununterbrochen vor sich her, zumeist hüpft er dabei innerhalb einer Baumkrone um seine Auserwählte herum. Der ebenfalls trillernde Grünfink fliegt im Kreis von einer Ansitzwarte, zumeist einer Baumspitze, zum Ausgangspunkt zurück und rudert dabei wild mit den Flügeln. 

Einer der Charaktervögel unseres Platzes ist jedoch die Bachstelze. Der schwarz weiße Vogel mit dem langen wippenden Schwanz nutzt die Rasenflächen der Spielbahnen als Lebensraum und brütet, wie der Zaunkönig, gerne unter den Dächern der Regenhütten. Der Name Bachstelze ist insofern irreführend, da sie auch völlig ohne Bindung an ein Gewässer vorkommen kann. 

An den Bächen unseres Platzes lebt die gelbbäuchige Gebirgsstelze, die wiederum im Gegensatz zu ihrem Namen auch im Flachland vorkommt. Die Rufe beider Arten können als monotones hohes Tschilpen beschrieben werden. Die hohe Frequenz der Rufe ist notwendig, um das Rauschen der Bäche zu übertönen und für die Weibchen hörbar zu bleiben. 

Insgesamt betreiben die Singvogelmännchen einen beispiellosen Aufwand, um ihre Weibchen zu überzeugen – uns erfreut es!

Dr. Gerd W. Thörner
und Dipl.-Geogr. Tobias Krause

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