In dieser Ausgabe möchten wir die Gattung „Sorbus“, eine Gruppe interessanter heimischer Laubbäume, vorstellen. Diese sommergrünen zu den Rosengewächsen zählenden Bäume und Sträucher sind in der gemäßigten Zone weit verbreitet. Bei uns kommen die Hauptarten Eberesche (Sorbus aucuparia), Elsbeere (Sorbus torminalis), Mehlbeere (Sorbus aria) und der Speierling (Sorbus domestica) vor. Die Gattung ist genetisch noch nicht ausdifferenziert und daher existieren diverse regionale Subtypen und Nebenarten, die bisweilen auch als eigenständige Arten, oft mit regionalen Namen beschrieben wurden. Dies sind unter anderem die Allgäuer (S. algoviensis), die Badische (S. badensis) oder die Fränkische Mehlbeere (S. franconia) oder die Bastard Eberesche (Sorbus x pinnatifida). Typisch für die Arten sind mehr oder weniger gefiederte Blätter und doldige Blütenstände, an denen sich später die Beeren entwickeln. Die Beeren der Eberesche leuchten kräftig rot und sind auch als Vogelbeeren bekannt. Die Eberesche ist bei uns weit verbreitet und kommt sowohl im Wald, als auch in Hecken und Feldgehölzen vor. Auf dem Golfplatz finden sich besonders schöne Exemplare rechts des 7. Greens auf dem Ostplatz.
Die Mehlbeere ist etwas wärme- und trockenheitsliebender als die Eberesche und ist überwiegend in den trockeneren Mittelgebirgen verbreitet, wo sich oben genannte Unterarten ausbilden konnten. Aufgrund der gewissen Trockenheitsresistenz wird sie gerne als Straßenbaum gepflanzt. Auf dem Golfplatz stehen einige Exemplare, zum Beispiel rechts des 15. Greens vor dem Abschlag der Bahn 16 des Ostplatzes. Die außergewöhnlichste Art ist der Speierling. Die Wahl des Speierlings zum „Baum des Jahres1993“ löste weitreichende und nachhaltige Impulse aus. Diese fast unbekannte und noch dazu vom Aussterben bedrohte Baumart fand ein lebhaftes Interesse.
In den letzten Jahren sind daraufhin mehr als 600.000 Jungbäume gepflanzt worden und das bei einem Altbestand von 4000 Bäumen in ganz Deutschland vor 10 Jahren. Die noch vor 15 Jahren „unmögliche“ Nachzucht von Speierlingen konnte in kurzer Zeit so entwickelt werden, dass heute die spezialisierten Baumschulen aus 100 Kernen 60 Pflanzen zum Verkauf bringen. Auf dem Golfplatz steht ein Speierling ca. 100 Meter vor dem Grün auf der linken Seite der Bahn 2 des Ostplatzes, eine Spende des Mitgliedes Timm Moll, dem wir hiermit noch einmal danken.
Der Baum Speierling ist am besten in Frankfurt bekannt, da man dort den herben Saft unreifer Früchte zur qualitativen Verbesserung des Apfelweins verwendet. Im Herbst fallen die Bäume auch am ehesten den Spaziergängern auf, denn leuchtend gelbrote Früchte sind an anderen Waldbäumen unbekannt. Man denkt bei den kleinen Früchten vielleicht zunächst an Birnen oder Äpfel, doch die gefiederten Blätter passen nicht zu diesen Arten. Schwierig ist es, den Baum in der Lichtkonkurrenz mit anderen, wüchsigeren Waldbäumen zu erhalten. Der Speierling wird daher häufig nicht in den Wald, sondern an dessen Rand, an Wege und auf Obstwiesen gepflanzt. Da sieht man sie besser, kann sie bei Bedarf freistellen und hat seine herbstliche Freude an den bunten Früchten. Er ist ein großer Baum, der viel Struktur in die Kulturlandschaft bringt. Er bietet Lebensraum für viele Tiere und ist aufgrund seiner Höhe bevorzugter Nistbaum für Greifvögel. Die Früchte werden von vielen Tieren gerne verzehrt, jedoch erst wenn sie für den menschlichen Verzehr ungeeignet, weil abgefallen und überreif, sind. Speierlingfrüchte sind sehr gefragt, der Bedarf ist erheblich höher als das Angebot. Der Speierling eignet sich hervorragend für die menschliche Nutzung, da er eine extensive Obstkultur ermöglicht.
Alte Speierlingbäume sind Zeugen der Vergangenheit und als wirtschaftlich anbauwürdiges Kulturgut erhaltenswert. Das Holz ist das schwerste der deutschen Waldbäume. Da die wenigen noch erhaltenen Bäume aber unter stillschweigendem Schutz stehen, kommt davon nichts auf den Markt. In Frankreich fallen gelegentlich einzelne Stämme an und werden dann für Blasinstrumente oder Hobel verwendet.
Dr. Gerd W. Thörner
und Dipl.-Geogr. Tobias Krause