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Die Linde.

Nachdem wir in vergangenen Artikeln bereits einige Gehölzgattungen näher betrachtet haben, wollen wir in diesem Artikel auf die Linden eingehen. Die herzförmigen Blätter, die duftenden Blüten und das satte Grün dieser oft sehr großen Bäume faszinieren die Menschen wohl schon sehr lange. Die Germanen verehrten in der Linde Freya, die Göttin der Liebe und des Glücks. Oft wurden Linden im Zentrum des Ortes als Dorflinde gepflanzt. Im Mai wurden meist Tanzfeste unter diesem Baum gefeiert. Es gibt sogar Linden in denen ein Tanzboden, wie ein Baumhaus, eingebaut wurde. Darüber hinaus wurde an der Linde zumeist das Dorfgericht abgehalten, eine Tradition, die ebenfalls germanische Wurzeln besitzt und auf das Thing (Gerichtsversammlung) zurückgeht. Daher wird bisweilen der Name „Gerichtsbaum“ oder „Gerichtslinde“ verwendet. Anders als die Eichen gelten die Linden als weiblich, das Urteil fiel daher unter der Linde meist milde, also „lind“ aus. 

Viele Städte und Straßen verdanken der Linde ihren Namen. So gibt es in Deutschland insgesamt etwa 850 Orte oder Ortsteile sowie unzählige Straßen, deren Namen auf den Baum zurückzuführen sind. In Düsseldorf gibt es neben der „Lindenstraße“ noch die Straßen „An der Linde“ und „An Dreilinden“ oder in Berlin die bedeutsame Straße „Unter den Linden“. Ein literarisches Denkmal hat dem Baum Wilhelm Müller in seinem Gedicht „Der Lindenbaum“ (Am Brunnen vor dem Tore…) gesetzt. 

Von mehreren „uralten“ Linden weiß man, dass sie bereits vor vielen hundert Jahren bewusst von Menschen als Symbole gepflanzt wurden. So wurde zum Beispiel die Linde von Linn (Schweiz) – mit 25 Meter Höhe und 11 Meter Stammumfang einer der größten Bäume der Schweiz – vor rund 500 bis 600 Jahren zum Gedenken an die Opfer der Pestepidemien gepflanzt. Je nach Art werden Linden zwischen 20 und 40 Meter hoch. Der erreichbare Stammdurchmesser variiert ebenfalls stark. 

Der intensive Duft und die Farbe der Blüten locken Bienen und Hummeln, Fliegen und Schwebfliegen an. Somit werden die Linden hauptsächlich von Insekten bestäubt, die Windbestäubung ist eher von untergeordneter Bedeutung. Die relativ schweren Samen werden mit Hilfe eines Flugblattes hauptsächlich durch den Wind verbreitet. Die Blüten der Linden sind als Honigquellen besonders geschätzt, weil die Bienen daraus den begehrten Lindenblütenhonig produzieren.

Lindenblüten
Lindenblüten
Die Linde
Capelle-Linde
Winterlinde an der Bahn 10
Linde an der Bahn 10

Als Heilmittel wird die Lindenblüte schon lange mit gutem Erfolg verwendet. Sie zählt zu den bekanntesten Hausmitteln. Lindenblütentee wirkt bei Katarrhen der Atemwege aufgrund der Schleimstoffe hustenreizstillend und beruhigt Halsschmerzen. Zudem hat er eine krampflösende, schmerzstillende und entzündungshemmende Wirkung. Das Lindenholz ist weich und verwittert schnell, gilt jedoch als hochwertig und wird bevorzugt im Innenbereich als gutes Schnitzholz verwendet, insbesondere für Altäre und Heiligenfiguren in der Sakralkunst oder bei der Maskenschnitzerei im alemannischen Bereich. Berühmte Künstler wie Veit Stoß, Tilman Riemenschneider und viele weitere schufen ihre Werke aus Lindenholz.

Darüber hinaus werden Nutzgegenständen und anderen Haushaltsartikel aus Lindenholz gefertigt. Es wird zudem als Tonholz im E-Gitarrenbau verwendet. Bei uns sind nur in begünstigten Lagen bis in die Mittelgebirge die Sommer-Linde (Tilia platyphyllos) sowie die Winter-Linde (Tilia cordata) als seltene Waldbäume verbreitet. Beide Arten und zusätzlich die Silber-Linde (Tilia tomentosa) werden jedoch auch heute noch vielfach als Alleen, in Parks und Gärten gepflanzt. Die Linden vertragen Rückschnitt gut und lassen sich einfach in Form schneiden. Daher werden sie in der Gartenkunst, wie zum Beispiel für die Fächerallee im Benrather Schlossgarten, verwendet. Auch auf dem Gelände des Clubs wurden Linden bewusst gepflanzt. Direkt vor dem Eingang steht der Hausbaum, die Capelle-Linde, vor vielen Jahren gestiftet von Dr. Heinz Capelle, einem Ehrenmitglied des Clubs und Nestor der Naturschutzbewegung im Golf Club Hubbelrath. Darüber hinaus stehen prächtige Exemplare an der Bahn 10 und 11 des Ostplatzes. Diese Exemplare sind als Solitärbäume etwas Besonderes, da sie noch bis zum Boden belaubt sind. Bereits in den kommenden Jahrzehnten werden sie sich zu imposanten Baumriesen entwickeln. Um zu einer bedeutenden – „uralten“ Linde heranzuwachsen, bedarf es aber noch vieler Jahrhunderte.

Dr. Gerd W. Thörner
und Dipl.-Geogr. Tobias Krause

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