Die Schleiereule (Tyto alba guttata).
Das Team Golf und Natur hat die Maßnahmen für die am 10. Juni 2009 anstehende Bronze-Zertifizierung des Golf Club Hubbelrath auf den Weg gebracht und bereits weitestgehend umgesetzt.
Das Streuobstwiesenkonzept wurde dabei auch zum Schutz und zur Förderung der Leitarten für Streuobstwiesen und halboffene Landschaften genutzt. Eine dieser Charakterarten ist die Mitteleuropäische Schleiereule (Tyto alba guttata), die erheblich unter dem Verlust ihrer Hauptbrutplätze in Scheunen und Kirchtürmen sowie ihrer Jagdgebiete in offenen Landschaften leidet.
Die Schleiereule ist ein in 30 Unterarten fast weltweit verbreiteter Vogel. Ihr Vorkommen ist an offene Landschaften gebunden, in denen sie ganzjährig Nahrung zur Verfügung hat. Daher ist das Vorkommen in Europa nach Norden und Osten durch die strengen Winter begrenzt. Auch werden Hochlagen und geschlossene Wälder gemieden. Die Population der mitteleuropäischen Unterart ist ohnehin großen Bestandsschwankungen ausgesetzt. In strengen Wintern oder mäusearmen Sommern bricht die Bestandsdichte erheblich ein. Dies wird durch die große Anzahl von bis zu 12 Jungvögeln ausgeglichen. Die Brutzeit kann von Februar bis Oktober variieren und ist vielmehr an das Auftreten für die Jungenaufzucht ausreichender Mäusevorkommen geknüpft. Ist genügend Nahrung vorhanden kommen auch Zweitbruten vor. Vermutlich waren die Schleiereulen ursprünglich Felsbrüter. Einen Hinweis dafür gibt ihr Gefieder, das nicht wie bei anderen Eulen als „Rindenmuster“ gefärbt ist. Dennoch brüten sie inzwischen auch in Baumhöhlen, bei uns jedoch überwiegend in Gebäuden. Insbesondere durch den Dachausbau und die zunehmende Dämmung gehen Brutplätze verloren. Darüber hinaus fehlen offene Landschaften in denen die Schleiereule ihre Hauptnahrung, kleinere Nagetiere und Spitzmäuse, erbeuten kann.
Wenig bekannt ist, dass Schleiereulen auch auf freistehenden Masten brüten. Daher verfolgt das Projekt das Ziel, der im Hubbelrather Raum noch vorkommenden Schleiereule neue Niststandorte auf dem Gelände unseres Clubs zu schaffen. Die Überlegung wurde aus dem Streuobstwiesenprojekt entwickelt, da wir feststellen mussten, dass unser Gelände zwar die Biotopausstattung jedoch keine Brutmöglichkeit für diese Eule bietet.
Insgesamt wurden drei Kästen auf unserer ca. 100 ha großen Golfanlage installiert. Aufgrund der Lebensraumausstattung mit der Vielzahl an Streuobstwiesen und Roughflächen besteht die Hoffnung, dass auch alle drei Kästen von Schleiereulen besetzt werden können. Die Kästen sind in vier bis fünf Meter Höhe seitlich an einem Metallmast angebracht, der durch einen Camouflage-Tarnanstrich ansprechend gestaltet wurde. Um dem Anspruch der Schleiereule an ihre Lebensgewohnheiten zu optimieren, sind die Kästen mit speziellen Besonderheiten ausgestattet. Hinter dem oben befindlichen abgeschrägten Eingang biegt ein Gang rechtwinklig ab, danach geht es nach unten in den eigentlich abgedunkelten Brut- und Nestbereich. Das Dach ist belüftet. Die Kästen sind mit Mini-Kameras und einer 12V Beleuchtung versorgt, die zur Beobachtung dient, und können bei Bedarf kontrolliert werden. Eine weitere Besonderheit ist ein zusätzlicher Tageseinstand, der sich auf der anderen Giebelseite des Kastens befindet. Gerne halten sich dort die Altvögel auf, wenn der eigentliche Brutraum durch bereits größere Jungvögel besetzt ist. Die Standorte wurden sorgfältig ausgewählt, um entsprechende Reviergrößen zu ermöglichen und eine Konkurrenz zu anderen Eulen möglichst auszuschließen. Die Schleiereule hat bei der Biotopsstruktur auf dem Gelände des Land und Golf Club Düsseldorf Hubbelrath beste Voraussetzung, um sich langfristig zu etablieren. Wir hoffen, bald von einer Besiedlung der Kästen berichten zu können.
Dr. Gerd W. Thörner,
Prof. Dr. Stefan Rohrbacher
und Dipl.-Geogr. Tobias Krause